"Große Verbrüderung in den Zeiten von ME TOO", 2018
H 42 x Br 120 cm, Tusche, Deckweiß auf Karton
So haben wir uns den Schöninger Mann vorzustellen. Voller Kraft,
Tatendrang und Charakter, gepaart mit strahlend herber Schönheit.
Bei der Jagd und ihren verantwortungsvollen hegerischen Tätigkeiten,
nie waren sie unterwegs ohne ihre berühmteste Erfindung, den
Schöninger Speer.
Gern zeigten sich die Schöninger in ihrer sprichwörtlichen Schönheit.
Mit Anmut und ihrem fröhlich, gelassenem Wesen waren sie der Stolz
der tiefen Wälder und ausgedehnten Steppen zwischen Schöningen und Hötensleben.
Mit wachsamen Augen aus gut gewählter Deckung, behielten sie den Zug
der Tiere im Auge, immer bereit zum Angriff, denn ihr Appetit war erstaunlich und es gab immer viele Mäuler zu stopfen.
Doch Zeit war ihnen kein Begriff. Man gestattete sich zwischen den Streifzügen ausgedehnte Ruhepausen, nagte an Knochen, verdaute und sah einfach mal fern.
Nach der Jagd war die Zeit der Muße, des genussvollen Verschnaufens
aber auch der Erzählungen und willkommene Gelegenheit für allerlei, jagdliche Prahlerei.
Unter den stolzen Schöninger Helden gab es stattliche Erscheinungen, Männer mit furchtlosem Charakter und bedrohlichen Augen. Aber es gab auch flinke Läufer und gerissene Kämpfer, die Dank ihrer Größe sich gut unter den Rüben in Deckung bringen konnten.
Das heute eindeutig bestätigte Alter von über 300.000 Jahren machte die Schöninger unempfindlich gegen Anbiederungsversuche von Figuren, die von
sich auch dachten alt zu sein und Geschichte symbolisieren zu können.
© PETER TUMA und VG Bildkunst, Bonn.
Mutig bis zur Tollkühnheit setzten sich manche der Schöninger Gefahren aus, wie wir sie heute nicht mehr kennen, aber noch immer erschauernd bewundern.
Aber es gab auch andere, sensible und musisch orientierte, geradezu versponnene Charaktere, die um die rauhen Burschen an den lodernden Feuern lieber einen Bogen machten.
Aus Freude am Verkleiden und heiteren Rollenspielen
verstiegen sich manche der Schöninger Helden zu eigen-
artigen, unter Jägern wie Sammlern unterschiedlich auf-
genommenen Kostümierungen.
Niemand in der damaligen Welt vermochte an die beispiellose Gerissenheit und ausgeklügelte Jagdstrategie der Schöninger heran zukommen.
Doch auch ihnen gelang nicht alles. Da war es nützlich einen zweiten Speer dabei zu haben.
Mit ihrer, auf Harmonie bedachten Gemütsart lebten die Schöninger mit allen, auch den größten Nachbarn friedlich und harmonisch zusammen.Und doch war es ratsam sie nicht herauszufordern, denn ihr Zorn konnte furchtbar sein.
Auch untereinander ging es stressfrei und mit betonter Friedfertigkeit zu. Selbst Patzer bei der Jagd wurden mit Milde und immer im Stil demokratisch freier Meinungsäusserung besprochen, gelassen ausdiskutiert und wenn es nicht anders ging, auch mal von oben bestimmt.
Worauf sich spätere Völkerschaften zu Unrecht viel einbildeten, auf freie Rede, Demokratie und Humanismus, alles hat seinen Ursprung bei diesen
mutigen und toleranten Männern mit Speeren.
"Keine Frage, die Waldelefanten
fanden die Kunststückchen bei den Schöningern aufregend, unterhaltsam und äusserst kurzweilig."
PETER TUMA und VG Bildkunst, Bonn.